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Rogätzer lassen sich doch von
Dauerregen nicht unterkriegen!

Rogätz, das liegt an der Elbe, ist eine Stadt mit 875 Jahren Geschichte und feierte gerade erst ihr 59. Blütenfest. Hamburg war vertreten durch die Königin der Texte Charlene Wolff aus Bergedorf.

Gleichzeitig mit dem Blütenfest in Rogätz fand 2019 in Hamburg der 830. Hafengeburtstag statt. Es drängt sich da ein gewisser Korruptionsverdacht auf, denn das große Hamburg hatte das schöne Wetter gepachtet, das eigentlich auch den anderen Festen überall in Deutschland zugestanden hätte. Das Fliederfest in Bad Frankenhausen ist z. B. im Sturzregen fast ertrunken, und das Blütenfest in Rogätz fand bei Dauerregen statt.

Nun ist Rogätz etwas Besonderes. Denn in vielen Orten bleiben die Besucher bei schlechtem Wetter weg – nicht aber in Rogätz. In Rogätz geht’s auch bei Regen. Dann stehen die Besucher eben mit Regenschirm oder Kapuze am Straßenrand und bewundern den Umzug, der ebenfalls beschirmt vorbeizieht, als sei es das Normalste auf der Welt, eine Stunde lang in bester Laune mit kalten, quatschnassen Füßen einen der größten und schönsten Umzüge durch den Ort zu veranstalten.

Das finde ich toll. Regen ist auch nur ein Wetter wie Sonne oder Wind. Davon lässt man sich hier nicht den Spaß verderben. Gut so!

Rogätz hat als Repräsentanten eine Blütenkönigin und die Wappenfigur Justitia, die in viele Orte gereist waren und dort andere Hoheiten und Symbolfiguren eingeladen hatten. So auch mich. Die Geschichte begann vor mittlerweile 5 Jahren. Da bekam ich die erste Einladung zu einem großen Hoheitentreffen – nach Rogätz. Ich hatte damals keine Erfahrung und wusste nicht mal, wo dieser Ort liegt, und weil das so war, fuhr ich hin, nahm mir viel Zeit und lernte eine Gegend und Menschen kennen, die mir irgendwie ans Herz gewachsen sind.

Ich war auf dem Kalimandscharo, dem riesigen Abraumberg vom Kalibergbau, der weithin sichtbar die höchste Erhebung zwischen Harz und Elbe ist. Das romantische Schloss Heinrichshorst lernte ich kennen und 2019 nun auch das Wasserschloss von Angern. Auf dem Klutturm bin ich gewesen und an der Elbfähre. Und die „Macher“ des Blütenfestes kenne ich auch inzwischen persönlich. Wie sie das machen, ist vorbildlich. Und ganz hervorragend bei diesem enttäuschenden Wetter war das große Festzelt, das es jedes Jahr zum Blütenfest gibt.

Wenn Rogätz feiert, dann richtig. Ein ganzes Wochenende geht es dann hoch her. Es beginnt am Freitag mit Fackelumzug, Feuerwerk, Partynacht im Festzelt und anderen Aktivitäten. Am Samstag ist dann das Majestätentreffen mit Hoheiten von nah und fern, für die einiges geboten wird. Kirmes, Tag der offenen Tür im historischen Klutturm, dem Überrest der historischen Burganlage, Ausstellungen, Festumzug, und die 10köpfige Band TOTAL im Festzelt bis nachts um vier machen es zu einem großen Fest, und auch am Sonntag wird gefeiert bis in den Abend hinein.

Nicht alles davon konnte ich 2019 wahrnehmen, bin aber in früheren Jahren dabei gewesen.

Bürgermeister Grossmann hieß die Hoheiten mit einem Snack im Bistro der modernen Elbe-Ohre-Halle willkommen. Der Fototermin am Klutturm fiel dem Dauerregen zum Opfer.

Der Umzug mit in der Regel 40 und mehr Bildern fand wie gewohnt statt – diesmal unter einem Meer von Regenschirmen. So manches Hoheitenkleid schleppte durch die Pfützen, aber das war nicht so schlimm, denn Rogätz war ja ohnehin für das Fest auf Hochglanz poliert worden. Jede Straße wollte den Titel „schönste Straße“ haben, und das sollte man vielleicht in Hamburg auch mal einführen.

In einer großen Schleife ging es durch den Ort mit Hoheiten, Wagen, Kutschen, Spielmannszügen, Sportlern und allen, die beim Umzug mitliefen. Die Straßen waren gesäumt von Schaulustigen. Manche hatten sich Stühle und Sonnenschirm rausgestellt und genossen das Treiben, andere schauten aus Fenstern und Vorgärten zu. Es war eine Freude anzusehen, dass der Regen die Besucher nicht vertrieben hatte. Vorbildlich!

Der Festumzug zieht sich einmal durch Rogätz, wendet dann, läuft an sich selber entlang zurück, um dann zum Festplatz abzubiegen. So kann man auch viele der Gruppen bewundern, die hinter einem kommen und die sonst nur den Besuchern vorbehalten wären. Wie in jedem Jahr saß hoch oben im Korb einer Hebebühne ein Moderator, der den Zuschauern erklärte, was es mit den einzelnen Gruppen im Umzug auf sich hatte. Auch ihn hielt der Regen nicht davon ab.

Im Festzelt gab es Kaffee und Kuchen, bevor auf der Bühne die Krönungszeremonie stattfand. Ein Spielmannszug spielte auf, und eine Zuckerbäckerin präsentierte eine Kucheninstallation zum Blütenfest.


 

Dann wurden die Blütenkönigin und Justitia abgekrönt. Die Spannung stieg. Wer würde das Amt für die nächsten 2 Jahre übernehmen?

Die Gasthoheiten stellten sich vor, während hinter der Bühne die Neukrönung vorbereitet wurde.

Dann fand die Krönung statt. Die alte Königin ist die neue Königin, und die Zuckerbäckerin wurde zur Wappenfigur Justitia ernannt. Solche Momente sind immer sehr emotional, und die Rogätzer begleiteten es mit viel Applaus.

Für die Hoheiten war nun ein weiterer Programmpunkt organisiert. Ein Bus fuhr sie zum Wasserschloss in den Nachbarort Angern. Das gehört einem „echten“ Adligen, und beim Stilechten High Tea ließ man den zwar nassen, aber trotzdem wunderschönen Tag ausklingen. Den High Tea hatten wieder die Besitzer von Schloss Heinrichshorst, zwei belgische Künstler ausgerichtet. Sehr edel und liebevoll.

Ich möchte  nochmal danke sagen. Danke, an all die eifrigen Helfer, die das Fest jedes Jahr so prima organisieren, danke an die Rogätzer und auswärtigen Besucher, die sich vom Regen nicht schrecken lassen und danke dafür, dass ich immer wieder eingeladen werde.

 

 

Dieses Jahr noch wird die 875-Jahr-Feier von Rogätz stattfinden. Auch das wird wieder ein großes Fest werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11.05.2019