Stausee- und Promenadenfest am Thüringer Meer 04.08.2019
Meerjungfrauen hatten wohl schon immer Seltenheitswert, ganz besonders in unserer heutigen hektischen Zeit. Eine kenne ich. Die Meerjungfrau vom Thüringer Meer. Sie repräsentiert die Tourismusregion des Bleiloch- und Hohenwartestausees im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale.
Ich war bereits 2016 und 2018 beim Promenadenfest in Ziegenrück dabei gewesen. Immer wieder kann man etwas anderes erleben, und die Region hat einiges zu bieten. Bekannt ist der Rennsteig, einer der bekanntesten Wanderwege, der hier in Blankenstein beginnt und sich 170 km weit als historischer Kamm- und Grenzweg durch Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald bis nach Eisenach schlängelt. Für Radfahrer ist die 70km lange Stauseeregion interessant. Der Kombus bringt Radler und Wanderer an viele schöne Orte. Die großen Seen sind ein Paradies für Wassersportler, Camper und Angler.
Mit dem Schiff kann man die Seen erkunden. Gute Ausgangspunkte sind die Hohenwarte-Staumauer und die Schiffslinien, die von Saalburg aus die Gegend erschließen.
Das Sonne-Mond-Sterne Techno Festival lockt im Sommer zigtausende Fans an den Bleilochstausee. Die nicht ganz billigen Tickets sind lange vorher ausgebucht. Stausee in Flammen ist auch eine beliebte Veranstaltung, um nur einige Highglights zu nennen.
Eine weitere Attraktion ist jedes Jahr das Stausee- und Promenadenfest, zu dem Ehrenhoheiten und Symbolfiguren von nah und fern eingeladen werden. 2019 traf man sich in Schloss Burgk zur Besichtigung. Es begann einst mit einer Burg, die dem Ort seinen Namen gab und später zum Schloss umgebaut wurde. Was ist der Unterschied zwischen einer Burg und einem Schloss?
Die Saale bildete eine Grenze zwischen zwei Reichen und war deshalb ein Gebiet potentieller Angriffe. Deshalb baute man eine Burg – zunächst vermutlich aus Holz, später massiv aus Stein. Die Gefahr war jedoch längst nicht so groß, da Burgk abseits von Handelsrouten lag. Deshalb baute die Herzogsfamilie der Reußen, der das Anwesen später gehörte, die Burg zu einem Wohnschloss aus.
Per Definition gehörte den Herzögen grundsätzlich alles Wild in den Wäldern, denn die Jagd war ein Vergnügen, das der höheren Gesellschaft vorbehalten war. Die männlichen Mitglieder der Reußen hießen alle Heinrich und wurden durchnummeriert, um sie unterscheiden zu können. Da es zu unübersichtlich wurde, begann man oft in jedem Jahrhundert wieder mit eins, kam aber auch mal durcheinander. Es war eine weit verzweigte Fürstenfamilie mit zwei Strängen, von denen der eine noch existiert.
Schloss Burgk blieb bis nach dem 2. Weltkrieg im Besitz der Adelsfamilie der Reußen, deren Name von „Russen“ abgeleitet ist, weil einst einer der Vorfahren mal großes Interesse an Russland entwickelt und einige Zeit dort gelebt hatte.
Die Schlossführung war sehr interessant. Spannend auch, dass man schon vor 200 oder mehr Jahren das Schloss während der Abwesenheit der Adelsfamilie zur Besichtigung bereitstellte und zur Darstellung des Reichtums Räume extra prunkvoll ausstattete, die jedoch nie zum Wohnen genutzt wurden.
In der Kapelle ist eine berühmte Silbermann-Orgel, die als eine der wenigen in Chorstimmung erhalten geblieben ist. Schloss Burgk ist nie zerstört oder angegriffen worden. Deshalb ist das meiste dort noch original erhalten wie es im 15. Jahrhundert gebaut oder bei der späteren Renovierung im 18. Jahrhundert gestaltet wurde.
Interessant ist auch die Besteigung des Saaleturmes am Parkplatz. Die 192 Stufen werden mit einem sehr schönen Ausblick belohnt. Dafür stand beim Hoheitentreffen 2019 jedoch keine Zeit zur Verfügung. Die Hoheiten wurden bereits beim Promenadenfest in Ziegenrück erwartet.
Ziegenrück liegt an einer Saaleschleife malerisch eingebettet in eine bergige von Wald bestandene Landschaft. Zu DDR-Zeiten war Ziegenrück ein sehr beliebtes Reiseziel. Auch heute lohnt sich der Besuch, obwohl die vielen kleinen Lädchen von damals heute nicht mehr existieren. Einige Hotels, Pensionen und ein Hostel stehen zur Übernachtung bereit. Das Hotel am Schloßberg ist barrierefrei und zieht auch viele Touristen an, die nicht mehr so gut laufen können.
Am anderen Ende der Promenade befindet sich die Fernmühle, ein Restaurant/Pension sowie das technische Museum, das die geschichtliche Nutzung der Saalewasserkraft anschaulich darstellt. Am Bootsverleih kann man Tret- und andere Boote mieten.
Mit etwas Glück kann man sogar mit der Draisine auf der stillgelegten Strecke der Thüringer Oberlandbahn fahren. Ein Heidenspaß!
Die Draisine fährt auch über das malerische Viadukt, das zur Zeit der Dampfloks Fotografen in Scharen angezogen haben soll.
2019 waren besonders viele Ehrenhoheiten nach Ziegenrück gekommen. Eine neue Attraktion war die Arbeitsbühne, mit der man bis in 52 m Höhe fahren und sich Ziegenrück von oben ansehen konnte. Ein Wahnsinns Ausblick!
Auf der Bühne wurden die Hoheiten vorgestellt. Meerjungfrau Anett startete auch das Entenrennen. Dafür hatte man die Möglichkeit, sich kleine gelbe Quietscheenten zu kaufen, die von der Strömung der Saale ins Ziel getrieben wurden. Es standen viele Preise in Aussicht.
Ein schöner Tag ging bei herrlichem Sommerwetter zu Ende. Ich habe nicht nachgerechnet, mein wievieltes Hoheitentreffen es war, aber es war mein drittes Stausee- und Promenadenfest am Thüringer Meer. In Ziegenrück war ich öfter – und komme bestimmt auch noch öfter wieder.
04.08.2019