Schlossweihnacht in Netzschkau/Sachsen
15.12.2019
Netzschkau liegt in Sachsen, und anders als in Bad Bibra hatte mein Handy auch Netz. Der Name deutet ja daraufhin, hat aber nichts damit zu tun.
Netzschkau hatte mich eingeladen zur Schlossweihnacht, die sehr schön sein sollte. Im Rathaus war für uns ein Empfang vorbereitet. So viele Hoheiten wie 2019 waren noch nie gekommen. Ein Grund dafür war sicher, dass die dortige Königin der Städtepartnerschaft Tina Hösel auch sehr viel unterwegs gewesen war und viele Kontakte geknüpft hatte.
"Königin der Städtepartnerschaft Netzschkau/Rossbach" ist schon etwas Außergewöhnliches und geht auf einen heiteren Glühweinabend zurück, bei dem sie mit dem Bürgermeister in der Partnerstadt Rossbach in Hessen gewesen war, die eine Königin haben aber kein Schloss und sich sagen hörte, "ich möchte auch mal Königin sein". Aus dieser "Schnapsidee" wurde sehr schnell etwas Handfestes. Es ist interessant, welche Geschichten hinter den Orten und Hoheiten stehen.
Wir fuhren dann zur Gölzschtalbrücke, einer 571 m langen und 78 m hohen Ziegelsteinbrücke, die die Zugstrecken von Leipzig nach Nürnberg verbindet. Man spricht von einem Weltwunder. Wenn man weiß, dass sie in Rekordzeit zwischen 1846 und 1851 erbaut wurde, widrige geologische Gegebenheiten berücksichtigen musste und von Hand ohne moderne Hilfsmittel erbaut wurde, kann man das nachvollziehen. Die Planungszeit der über 300 km langen Bahnstrecke durch Sachsen und Bayern dauerte sagenhafte eineinhalb Jahre. Warum geht sowas heute so erschreckend viel langsamer?
Vor dem Schloss warteten wir darauf, dass die Zeit zum Einmarsch kam. Aber zuerst kam der Regen, und diesmal befürchtete ich, dass meine Weihnachtskleidung abfärbt und unansehnlich wird. Kalt war mir auch, aber das ließ sich aushalten, 
wenigstens blieben meine Füße trocken.
Mit Regenschirmen auf der offenen Bühne stellten wir uns dem Publikum vor. Ohne Schirme hätte es besser ausgesehen, und vielleicht wären bei trockenem Wetter auch mehr Zuschauer dabei gewesen. An denen mangelte es später nicht mehr, als der Regen nachließ. Rund um das Schloss war ein schöner Weihnachtsmarkt aufgebaut, und auch im Schloss waren überall Stände mit Kunsthandwerk und allerlei Sehenswertem. Z. B. konnte man zusehen, wie Crottendorfer Räucherkerzen auf traditionelle Weise von Hand hergestellt wurden. Ein buntes Treiben herrschte überall, und am Getränkestand kaufte ich für meine Mutter einen Becher "heiße Oma". Das ist ein Eierpunsch mit echter Sahne (wie der Verkäufer betonte).
Trotz Regen ein schönes Fest. Romantischer würde es natürlich bei Sonnenschein und Schnee aussehen, aber wann hat man das heute noch auf dem Weihnachtmarkt? "White Christmas" gibt es in unseren Breiten immer seltener. Angeblich ist das CO2 Schuld. Aber auf Weihnachtskerzen möchte ich deshalb nicht verzichten.
Besonders schön finde ich immer, wenn es auf dem Weihnachtsmarkt auch viel zu gucken gibt, nicht nur Fressbuden und Getränke. In Netzschkau kam ich da „voll auf meine Kosten“.
Neues hatte man sich auch einfallen lassen. 2019 wurde die Netzsch’ker Spieldos realisiert, eine Holzhütte 4x4m und 7,50m hoch. Wirft man genügend Geld in den Schlitz, dann öffnen sich die Türen, und Musiker spielen live Musik. Ein Weihnachtsmann war dabei und ein Engel. Der Engel war die Königin in einer Doppelrolle, und sieht sie nicht bezaubernd aus?
09.01.2020