Marneval 2020 - Karneval in Marne
Wieso habe ich eigentlich keinen Artikel über den Karneval in Marne 2020 geschrieben? Das hole ich sofort nach!
Im Februar, immer wenn es auf den Rosenmontag zugeht, zieht eine Wetterfront mit Regen und Sturm auf. Zumindest scheint Petrus sich das in den letzten Jahren angewöhnt zu haben.
Die Karnevalisten hält das aber kaum von ihren Umzügen ab, solange die Schafe noch Locken haben.
2018 und 2019 hatte ich ja den Wagen der RoMo-Gruppe vom Bürgerverein Buchholz begleitet und mit denen eine Menge Spaß gehabt. 2020 wollte ich schon im Vorfeld beim Neubau des Wagens helfen und verbrachte daher einen Samstag mit den Wagenbauern. Das Motto hieß diesmal „Die Ir(r)en kommen“ mit Bezug zum irischen St. Patrick‘s Day.
Die Gruppe hatte den Wagen nach 10 Jahren komplett neu aufgebaut und tief in die Tasche gegriffen, um das zu stemmen. Er wurde sehr schön, und ich bestellte mir einen grünen Hut, wie er zum St. Patrick‘s Day üblich ist, um ganz in Grün dazu zu passen. Und ich würde zum Holzmarktfest in Burg/Dithmarschen im Sommer mitfahren dürfen!
Ich schaffte es am Rosenmontag 2020 sogar trocken bis zum Wagen. Der Regen setzte erst kurz vor Abfahrt ein. Mein grüner Jägerumhang passte gut zum Thema. Dummerweise hat er keine richtigen Ärmel, so dass ich eiskalte Arme bekam. Obwohl aus Filz hielt er mich aber zumindest trocken. Vorsichtshalber bekam ich noch einen Regenumhang. Der Sturm war mal wieder so, dass wir vorher nicht wussten, ob der Umzug überhaupt freigegeben werden konnte. Er durfte fahren. Andere Orte im Rheinland hatten nicht alle so viel Glück.
Außerdem ging durch die Nachrichten, dass in Heinsberg viele von dieser neuen Krankheit Covid-19 bei Karnevalssitzungen angesteckt worden sein sollten. Aber die Pandemie stand erst am Anfang. Nach dem Rosenmontag wurden die Nachrichten immer dramatischer – nicht in Norddeutschland, wohl aber in Bayern und ganz besonders im Rheinland.
Besonders in Norditalien und später in den USA explodierten die Zahlen Infizierter und von Todesfällen geradezu. Wäre der Rosenmontag einen Monat später gewesen, dann hätte er garantiert nicht mehr stattgefunden.
An den Straßenrändern standen trotz des Wetters viele Leute, wenngleich nicht so viele wie bei schönem Wetter. Wurfmaterial war wieder in Massen da und sammelte sich wieder in verschwenderischer Menge im Regenwasser am Straßenrand. Deutschland ist ein reiches Land. Beim Karneval liegt Essen auf der Straße, während anderswo auf der Welt Menschen Hunger leiden. Mir ist das sehr wohl bewusst, und richtig finde ich das nicht. Aber den Spaß beim Karneval mag ich sehr.
Auch am Abend im Festzelt herrschte gute Stimmung. Da ich noch 2 Stunden Autofahrt vor mir hatte, konnte ich weder Alkohol trinken, noch lange bleiben. Aber meinen Spaß kann ich auch haben, ohne angetrunken zu sein. Das ist völlig untypisch für die Karnevalisten, bei denen der Schnaps in Strömen fließt, und die manchmal am nächsten Morgen nicht mehr wissen, wie sie nach Hause gekommen sind.
Nach dem Karneval folgte bald der Lockdown. Es wurden Corona-Maßnahmen verfügt, die die Menschen in die Isolation und die Wirtschaft zum Stillstand zwangen. Gerade für ältere oder alleinstehende Menschen war das Wegbrechen der sozialen Kontakte eine nie dagewesene Katastrophe, und die Folgen in der Gesellschaft spürt man heute, 7 Monate später, sehr deutlich. Nichts wird mehr sein wie vorher. Vielleicht war es sogar der letzte richtige Rosenmontagsumzug. Mit Maulkorb möchte ich nicht dran teilnehmen. Jetzt wollen sie Weihnachtsmärkte doch wieder erlauben – mit weniger Teilnehmern, Abstandsvorschriften, Mundschutz und ohne Alkohol. Kein anheimelnder Duft von Glühwein, keine Umarmungen. Ich glaube, das wird nicht wirklich Spaß machen. Wenn die Schausteller feststellen müssen, dass es nicht funktioniert, wird ein Teil unserer Kultur aufhören zu existieren, denn vielen geht bereits „die Luft“ aus.
Das Virus ist so winzig klein, und doch kann es so viel zerstören. Es kommt eben nicht auf die Größe an. Viel entscheidender ist die Menge.
Das Motto für den nächsten Rosenmontag hatten wir bereits entschieden. Wieder eine Herausforderung. Aber wird er 2021 überhaupt stattfinden? Das Holzlandfest in Burg ist wie so viele andere ausgefallen. Die Politiker würden den ganzen Karneval wegen der Ansteckungsgefahr am liebsten komplett aussetzen. Vielleicht wäre das aus epidemiologischer Sicht tatsächlich das Beste. Aber eine absolute Spaßbremse wäre das allemal.
Es wird immer wieder von der Zeit nach Corona gesprochen, wenn das Leben wieder seinen „normalen Gang“ geht. Es wird sehr wahrscheinlich nicht so kommen. Das Virus ist da, verändert sich laufend. Vielleicht gibt es irgendwann Medikamente oder eine Impfung dagegen, aber verschwinden wird es vermutlich nicht. Hoffen wir, dass es nicht gar so dicke kommt.
Bleibt gesund und munter!
09.09.2020