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Schlossweihnacht in Kranichfeld

10.12.2022

Durch Kranichfeld war ich schon ein paarmal durchgefahren, hatte aber nicht viel vom Ort gesehen. Das sollte sich nun ändern, denn die Rosenkönigin hatte zur Schlossweihnacht auf dem Oberschloss eingeladen.

Rosenkönigin Jana, Kranichfeld
„Oberschloss“ impliziert, dass es auch ein Unterschloss gibt, und tatsächlich ist das der Fall.
Der Sage nach kriegten sich zwei Brüder um den Besitz in die Haare. Der eine ging in die Ferne und drohte, unten im Ort eine Unterburg zu bauen, woraufhin der andere schwor, dass er sich am Arsch lecken werde, falls dem das gelinge.

Drolerie am Oberschloss von Kranichfeld
Bei dem Versuch das zu tun, so heißt es, sei er vom Oberschloss zu Tode gestürzt. Aber es wird angenommen, dass das ganze nur eine erfundene Geschichte ist. Tatsache ist, dass am Südwesterker des Oberschlosses eine anstößige Schlussfigur, eine sogenannte „Drolerie“ von 1530 existiert. Die Besucher werden heute noch mit dem Spruch „Leck Arsch!“ zum Lachen gebracht.
Für die Hoheiten hatte der Förderverein im Baumbachhaus einen Empfang vorbereitet. In diesem Haus hat ein gewisser Herr Baumbach seine ersten zwei Lebensjahre verbracht. Länderübergreifend ist er später bekannt geworden und hat u. a. das Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“ geschrieben, das durch Außenminister Walter Scheel wieder sehr in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Diesem Zufall ist es zu verdanken, dass die Fördermittel zusammenkamen, um das schöne Gebäude vor dem Verfall zu retten. Dafür haben sich Bürger von Kranichfeld eingesetzt und einen Förderverein gegründet, der das Baumbachhaus zu einem Kulturzentrum gemacht hat und dort ehrenamtlich auch ein kleines gemütliches Café betreibt.
Der Leiter Otto Hahn führte uns auch durch die aktuelle Ausstellung „Arche Noah“, die sehr interessant und aktuell gestaltet war.

Gemütliche Runde im Baumbachhaus

Man kann das Leben ohnehin nur mit Humor ertragen, und das gab auch diese Ausstellung wieder. Durch Übersteigerung oder ad absurdum Führen werden die Probleme unserer Zeit auf humorvolle Art sichtbar gemacht. Das gefiel mir.

Arche Noah - nach der Energiewende
Es ist eine tolle Sache, als Ehrenhoheit unterwegs sein zu können. Man lernt so vieles kennen, was einem sonst entgangen wäre; Leute, Orte, Geschichten. Unser Land hat viel zu bieten, was es zu entdecken gibt. Aber es kostet viel Zeit, Engagement und auch Geld. Meist wird den ehrenamtlichen Symbolfiguren, Prinzessinnen und Königinnen viel zu wenig Wertschätzung entgegengebracht.
Es ist eine richtige „Hoheitenfamilie“ entstanden. Man bringt Gastgeschenke mit, die Autogrammkarten sind gefragt, und freut sich, wenn man sich an den verschiedensten Orten wiedertrifft. Wie man zu so einem Amt kommt, ist sehr unterschiedlich, die Dauer der Amtszeit auch. Manche kriegen fast alle Auslagen erstattet und werden von Profis gemanagt, andere zahlen alles selber. Alle opfern ihre Zeit, denn ein bezahlter Job ist es nicht. Glücklich schätzen kann sich, wer einen oder mehrere Sponsoren hat. Für die lohnt sich die Sache eigentlich, denn eine engagierte Hoheit ist ja auf jeden Fall eine Werbeikone, die zum Erfolg beiträgt.
Glashoffs Marmelade

Ich habe den Marmeladen-Hexer Hans-Uwe Glashoff aus Schleswig-Holstein gewinnen können, der die kreativsten Marmeladen herstellt, die man sich vorstellen kann, und die total lecker sind. Er stellt mir kleine Gläschen zur Verfügung, die ich in meine Gastgeschenke tue. Wie man sieht, sind sie sehr beliebt.
Andere unterstütze mehr ich als sie mich. Dazu zählen das Foerde-Radio, der Imkerverein Wurzbach, das Jugendparlament, den Feldbahnverein, den BCC
Auf dem Oberschloss herrschte inzwischen reges Treiben. Der von Vereinen organisierte Weihnachtsmarkt war gut besucht, und beim Einmarsch wurden wir mit Jubelrufen begrüßt.

Einmarsch der Hoheiten

Wo so viele Hoheiten auftreten, zücken die Zuschauer erstmal ihre Handys und fotografieren. Als Hoheit bin ich das gewohnt. Anfangs war es für mich verwirrend, dass mich Leute kannten, die ich nicht kannte. Das ist ja auch kein Wunder; wir stellen uns auf den Bühnen der Feste vor, und Hunderte Menschen sehen und hören uns, während sich von denen bei uns natürlich nur selten einer vorstellt. Man gewöhnt sich daran. Wenn man damit ein Problem hat, sollte man sich nicht auf so ein Amt einlassen.

Schönes Hoheitenbild
Wenn im Winter Feste stattfinden, ist es kalt, und man muss sich dick anziehen. Manch ein schönes Kleid ist so gar nicht recht zu sehen. Denkt man aber an die Zeit der Burgen und Schlösser zurück – da war es zumeist nicht möglich zu heizen. Es gab Feuerstellen oder Kamine, wo man sich in dicker Kleidung ein wenig aufwärmen konnte, und deshalb sind die Gewänder, die auf den alten Gemälden zu sehen sind, auch oft umfänglich und mit viel Stoff. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie ungemütlich es damals im Winter gewesen sein muss. Die Energiekrise 2022/2023 lässt uns erahnen, unter welchen Umständen selbst die Reichen einst gelebt haben müssen.
Noch schlimmer war es gewiss mit den schweren eisernen Ritterrüstungen.
Das Oberschloss von Kranichfeld ist sehr schön gelegen. Nachdem es 1934 ausgebrannt war, wurde es zum Teil wieder repariert. Im Rittersaal kann man heiraten, und es gibt eine Ausstellung von Gewändern. Auch hier hat sich ein Förderverein sehr engagiert, sonst wäre heute alles in einem erbärmlichen Zustand.

Gewänder-Ausstellung
Im Gewölbe hatte man die Möglichkeit, sich eine Gedenkmünze zu prägen.

Gedenkmünze prägen - Schloss Kranichfeld

Das erforderte viel Schwung.

Charlene

Beim Münzenpregen
Vom Burgfried, den man besteigen kann, hat man einen schönen Ausblick auf die Umgebung mit Kranichfeld im Tal und auf das Unterschloss.

Unterschloss in Kranichfeld vom Oberschloss aus gesehen
Als ich nach Thüringen zog, hatte ich gehört, es gäbe hier viele Schlösser und Burgen. Hier hatte ich sie direkt vor mir. Inzwischen habe ich einige von ihnen kennengelernt, und jedes hat seinen eigenen Charme. Es gibt viele alte, oft historische Gebäude, und viele von ihnen sind einst offensichtlich sehr schön gewesen, inzwischen aber dem Verfall preisgegeben, weil einfach die Mittel für den Erhalt fehlen. Die Menschen in Ostdeutschland verdienen auch 30 Jahre nach der Wende oft weniger als in den großen Städten des Westens. Konzernzentralen sucht man in den neuen Bundesländern vergebens. Aber die Menschen sind herzlich, die Landschaft sehr schön, und man kann hier gut leben.

Nicht ausgebauter Teil des Schlosses

Ich wünsche mir vom Weihnachtsmann, dass wieder gute Zeiten kommen.

Beim Weihnachtsmann#
Ich glaube, das wünschen sich alle. Frieden, Glück und ein bisschen Menschlichkeit – wenn jeder ein wenig dazu beiträgt, muss das doch zu machen sein!

Auf dem Weihnachtsmarkt im Oberschloss

 

10.12.2022