Maifest in Neundorf
30.04.2023
Vielleicht ist es typisch für unsere Region – und das lässt sich nicht auf den Saale-Orla-Kreis eingrenzen – dass am letzten Apriltag das Walpurgisfest gefeiert wird. Von Hamburg kenne ich den Tanz in den Mai, aber mit Fackelumzug und Hexenfeuer hab ich das da nie erlebt.
Maibäume gibt es in Norddeutschland allerdings außerhalb der Großstädte auf dem Lande auch. Regional unterschiedliche Feste zum Frühlingsbeginn findet man auch in Schleswig-Holstein, wie das Bikebrennen z. B. in Nordfriesland. (Das aber schon am 21. Februar)
In Könitz war ich schon mal beim Walpurgisfest, aber 2023 hatte ich endlich Gelegenheit, auch beim Maibaumaufstellen dabei zu sein. Dieses Fest entging mir zwangsläufig in meinem Heimatort Blankenberg, weil es gleichzeitig stattfand. Neundorf hatte einfach früher die Einladung ausgesprochen.
Vor dem Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr lag schon der Maibaum auf seinem hölzernen Mast bereit. Während Lutzi drinnen für gute Stimmung sorgte, tummelten sich draußen Leute um den Grill.
Die Feuerwehrleute trugen den langen Baum hinunter zum Dorfteich, wo sie ihn aufrichteten.
Wenn viele Hände koordiniert anpacken, geht das einfach vonstatten.
Vor dem strahlend blauen Himmel wirkte das richtig gut. Das Foto gibt es gar nicht so wieder, weil die Kontraste zwischen Hell und Dunkel einfach zu groß waren.
Nach dem Maibaumstellen war wieder viel los um den Bratwurststand.
Der Spielmannszug Nordhalben traf ein.
Gegen 19:30 Uhr startete der Fackelumzug, der von der Freiwilligen Feuerwehr organisiert wurde und wie 2022 in einer Schleife durch den Ort führte.
Erstaunlich, wie heute Qualität definiert wird. Auf der Verpackung meiner Fackel stand „brennt 1 Stunde lang“. Nach gut 20 Minuten, noch vor Ende des Umzugs, war sie runter gebrannt.
Der Zug endete wieder auf der Wiese vor dem Ortseingang, wo nicht nur einfach ein riesiger Haufen Gestrüpp aufgeschichtet war, sondern auch eine Hexe obendrauf stand.
Der Spielmannszug spielte noch, während die Teilnehmer des Fackelumzugs ihre Fackeln in den großen Haufen warfen und das Feuer entfachten.
Bei der Sache mit der Hexe wird mir etwas mulmig. Im Mittelalter gab es vielerorts diese Hexenverbrennungen, und wie leicht konnte man als Frau Opfer werden! Ist so etwas, auch wenn es auf alte Traditionen zurückgeht und sich vermutlich niemand sonderlich tiefgründige Gedanken darüber macht, noch zeitgemäß? Was würde es für einen Aufschrei geben, wenn man stattdessen Figuren unliebsamer Politiker oder Bosse auf dem Scheiterhaufen verbrennen würde?
Ich hoffe, wir alle wissen, dass es eher um die Vertreibung des Winters geht. Ein Freudenfeuer. Andererseits gibt es im Internet schrecklich viele Fake News und Verschwörungstheorien…
Schnell brannte das Holz lichterloh. Dicke Rauchwolken zogen über die Straße in die Landschaft. Wenn das die Klimaaktivisten gesehen hätten, hätten sie sich bestimmt gleich auf der Straße festgeklebt.
Es handelt sich aber um eine Tradition und um Abfallholz, und Holz gilt ja – da nachwachsender Rohstoff – als klimaneutral.
Nach dem Feuer ging die Feier noch lange im Spritzenhaus bei Musik zum Mitsingen vom „Ossi mit Niveau“.
In den Mai getanzt wurde natürlich auch.
01.05.2023