Bad Lobenstein
hat jetzt einen Moorprinz
19.08.2023
Die Fußstapfen, die die Moorprinzessin Bionda hinterlässt, sind groß, und anfangs sah es nicht so aus, als würde man eine Nachfolgerin finden. So hatte ich mich beworben. Das Amt der Moorprinzessin in Personalunion mit der Königin der Texte hätte sicher ganz gut funktionieren können, da es bei beiden Ämtern darum geht, unsere schöne Region zu repräsentieren und mehr Menschen bekannt zu machen.
Bionda Börner, die Tochter der bekannten Kosmetikerin Kathrin Börner, übte das Amt über die Coronazeit 4 Jahre lang erfolgreich aus.
Zu ihrem Abschied hatte sie viele Hoheiten eingeladen, die sie in ihrer Amtszeit kennen und schätzen gelernt hatte. Im neuen Schloss war großzügig aufgetafelt worden. Viele Gasthoheiten waren nach Bad Lobenstein gekommen. Daran sieht man schon, wie bekannt und beliebt die Moorprinzessin ist.
Zur Begrüßung kam der 2. Beisitzer, also der Vertreter des Vertreters des Bürgermeisters.
Es gibt in Deutschland um die 2.000 Ehrenhoheiten und Symbolfiguren, die für alle möglichen Dinge stehen. Am bekanntesten sind vielleicht die Weinköniginnen (die mit den Taschentüchern, die bei Festen immer weinen), die Heideköniginnen oder Karnevals- und Schützenhoheiten.
Ehrenhoheiten wie die Moorprinzessin repräsentieren einen Ort oder eine Region – in diesem Falle Bad Lobenstein – und sind letztlich Werbeikonen, von denen man sich verspricht, dass der Ort bekannter wird und mehr Menschen anzieht, die Leben in die Stadt bringen und die Wirtschaft ankurbeln.
Man erwartet, dass sie sich engagieren. Allerdings sollten sich diejenigen, die sich das wünschen, mal überlegen, wie viel ihnen das wert ist. Daran hapert es nämlich vielerorts. Eine Werbefigur will man – nur darf sie nichts kosten. Gerade in unseren heutigen Zeiten ist das schwer zu realisieren. Überhaupt kommt die Kultur spätestens seit Corona fast überall zu kurz.
Zum Glück gibt es die schöne gut beheizte Ardesia Therme noch.
Viele der Feste, die ich dieses Jahr besucht habe (und das sind viele!), haben nicht genügend Publikum.
Die Kosten sind überall gestiegen, Preise dadurch auch. Wie soll man es bezahlen, wenn man für ein paar Minuten Karussell fahren so viel Geld bezahlen muss, wie früher für einmal Essengehen? Wenn die Gehälter gestiegen sind, dann auch die Steuern und Abgaben. Nachbleiben tut viel weniger!
Entsprechend teurer ist es auch für die Veranstalter geworden, obwohl auch dort fast alles aufs Ehrenamt abgewälzt wird. Weniger Besucher bedeutet dann weniger Einnahmen. Wenn die Kosten sich nicht mehr decken lassen, werden viele der kulturellen Angebote daran zugrunde gehen. Hoffen wir, dass in Bad Lobenstein kluge Leute die Entscheidungen treffen, die gegensteuern werden.
Mit 46 Auftritten dieses Jahr (Stand 21.08.2023) gehöre ich zu den aktivsten Hoheiten überhaupt. Dass das mit vielen Fahrten verbunden ist und jede Menge Zeit erfordert, wenn man es richtig machen will, kann man sich ausrechnen. An Kosten fallen da pro Jahr durchaus ein paar Tausend Euro an, die die meisten Ehrenamtlichen von niemandem erstattet bekommen. Viele wollen das nicht glauben und halten uns für verrückt, dass wir so zu unserer Sache stehen.
Schön wäre es, Sponsoren oder eine Stadt hinter sich zu haben, die da tatkräftig unterstützen, aber viele von uns Ehrenhoheiten werden mit den Kosten völlig in Stich gelassen. Kein Wunder, wenn manche kaum öfter als zu ihrer eigenen Krönung und Abkrönung in der Öffentlichkeit auftauchen! Hoffen wir, dass der neu gekrönte Moorprinz Franz Wurzbacher entsprechend gut aufgestellt.
Ein paar wichtige Herren aus der regionalen Politik waren auch da.
Er machte einen selbstbewussten Eindruck und ist die Auftritte in der Öffentlichkeit gewohnt. Das ist schon mal eine gute Grundlage. Als Ehrenhoheit oder Symbolfigur ist Persönlichkeit und Ausstrahlung schon mal das Wichtigste.
Nach der Krönungszeremonie, bei der sich auch alle 18 Gasthoheiten vorstellten, gab es ein Bühnenprogramm, und gegen Abend füllte sich der Marktplatz immer mehr.
Beim Trabi-Heben versuchte ich mich, aber sie hatten das Auto am Boden festgeschraubt, wie sie zugaben. Man kann es ja trotzdem mal versuchen…
Wenn ich es nicht mache, traut sich ja kein anderer…
Die anderen Gasthoheiten hatten schon die Rückfahrt angetreten. Ich blieb und sah die Trommelgruppe Paixão mit südamerikanischen Rhythmen.
Später trat die recht bekannte Band Swagger auf. Der Lead-Sänger tanzte sogar eine Runde mit mir.
Je später der Abend wurde, desto mehr bekannte Gesichter traf ich.
Dann musste ein gut gefüllter heißer Sommertag zu Ende gehen, denn am nächsten Morgen würde es früh raus gehen zum nächsten Hoheitentreffen – zum legendären Nussknackermuseum im Erzgebirge.
19.08.2023