Villa Novalis, BuFDi und der MDR
17.11.2024
Als wir das Ehepaar Schwab im Rahmen der Kulturvernetzung kennenlernten, ahnten wir noch nicht, dass Lutzi dort eines Tages als BuFDi arbeiten und ins Fernsehen kommen würde. BuFDi ist die Abkürzung für Bundesfreiwilligendienst. Für den kann man sich bewerben und dann gegen kleines Geld für eine Zeit als Helfer in sozialen oder kulturellen Einrichtungen arbeiten. Gerade im ländlichen Raum besteht da viel Bedarf, und die Mittel sind knapp.
Ungewöhnlich ist, wenn sich jemand mit fast 60 Jahren als Bundesfreiwilliger meldet, und darüber berichtet das MDR Fernsehen voraussichtlich am 22.11.2024 (im Thüringen-Journal ab 19 Uhr?)
Ein Kulturzentrum für klassische Musik im ländlichen Raum zu etablieren, ist in der heutigen Zeit ein Kraftakt. Die Schwabs haben es mit Hilfe eines Fördervereins, Unterstützung durch LEADER und Denkmalschutz sowie eben den BuFDis auf sich genommen.
Die Kultur zu unterstützen waren wir ohnehin schon seit Jahren sehr aktiv. Die Villa Novalis in Hirschberg, die ehemalige Villa eines Lederfabrikanten ist ein beeindruckendes Gebäude. Die nobel gestalteten Räume erstrahlen heute wieder in altem Glanz und strahlen eine Atmosphäre aus, die hervorragend zu Kammermusik, aber auch zu vielerlei anderen Veranstaltungen einlädt. Workshops, Kurse, Vorträge… Mal schauen, was 2025 auf der Agenda steht.
Was tut so ein BuFDi? Er unterstützt bei allen nicht-arbeitsmarktrelevanten Arbeiten, und davon fallen in so einem Kulturzentrum einige an.
Klassische Musik findet auch heute noch ihr Publikum, obwohl es schwieriger geworden ist. Schnell noch ein paar mehr Stühle aufbauen, es sind mehr Zuhörer gekommen als erwartet…
Barockkonzert bei Kerzenschein in den gemütlichen Räumen mit Cembalo, gespielt von Cornelia Schwab und Tenorgesang von Jan Kobow begeisterten das Publikum – der BuFDi und das Fernsehen waren auch dabei. Schade eigentlich, dass im TV am Ende oft nur ein Beitrag von knapp 3 Minuten gesendet wird.
Wer jetzt Geschmack gefunden hat, wird sicher das Jahresausklangskonzert am 28.12.2024 um 16 Uhr mit dem Hirschberger Streichquintett nicht versäumen.
Den Radiobericht gibt es inzwischen in der Audiothek. Hier.
und auch einen Film in Facebook. Hier.
Als Antwort auf einige Kommentare hat Lutzi selber nochmal folgende Stellungnahme verfasst:
Moin alle zusammen, wenn ich die Kommentare so lese, da will sich doch auch mal der Bufdi Lutz hier zu Wort melden.
In einer Zeit wo die Kultur so langsam den Bach runter geht, wo die Kultur vom Staat und den Behörden mit Füßen getreten wird, wo die die am wenigsten tun aber die sogenannte " Verantwortung" tragen sich feiern lassen, wo ein Kuchenbasar in Kindergarten oder Schule besteuert wird, da muss es doch auch welche geben, die selbstlos und nicht aus finanziellen Interessen handeln.
Die Villa Novalis, einst Wohnsitz eines Lederfabrikanten, dann Kindergarten an der innerdeutschen Grenze und vor 8 Jahren von einer Musikerfamilie aus München gekauft um aus dem Anwesen ein Kulturzentrum für klassische Musik zu schaffen und um solch ein Kulturdenkmal nicht verkommen zu lassen.
In den 8 Jahren hat die Familie Schwab viel Kraft, Eigenleistung und natürlich Geld in das Objekt gesteckt.
Aber wie sich sicher jeder vorstellen kann, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Natürlich hat man auch verschiedene Förderungen bekommen, was aber nur bedeutet, dass ein geringer Anteil an Kosten übernommen wird, der sogenannte Tropfen auf den heißen Stein.
Und jetzt stellt euch vor, die "Herrn Musiker" sind über 80 Jahre!
In diesem Alter noch so viel Elan und Kraft zu investieren, das ist schon eine Leistung.
Ich als alter Ossi, stand der Sache auch etwas skeptisch gegenüber, als wir uns kennengelernt haben, habe aber schnell gemerkt, dass sie genauso selbstlos handeln, so wie ich es tue.
Es muss nicht immer alles für Geld gemacht werden. Und so stand für mich fest, ich werde sie unterstützen.
Und da werden den Herrn Musikern auch keine Pantoffeln hinterher getragen.
Ich bin selbst seit 40 Jahren Hobbymusiker und wenn Pantoffeln getragen werden, dann meine eigenen.
Ich würde mir wünschen, dass es vom Staat eine gewisse Unterstützung gäbe und nicht immer nur Steine bzw. Felsen von den einzelnen Behörden und Ämtern in den Weg gelegt werden.
Leider führt kein Weg hinein, diese Stelle als offiziellen Hausmeisterposten zu führen, ein Verein mit minimalen Einnahmen, kann sich das nicht leisten und den Staat, Landkreis und Kommune interessiert es nicht. Die geben lieber tausende von Euros aus, um Umfragen zu starten wie zufrieden man mit der Arbeit des Jobcenters ist.
Ich bin nun mal ein alter Kulturmensch und versierter Handwerker und solange es geht, werde ich da helfen, wo Hilfe benötigt wird, ob musikalisch oder handwerklich und das nicht für Geld, solange ich einen Sinn für die Allgemeinheit darin sehe und irgendwie dazu beitragen kann, unser kulturelles Erbe zu erhalten.
Einige werden sicher sagen "was für ein Idiot..." aber wo ständen wir heute, wenn es nicht schon vor mir solche "Idioten" gegeben hätte ?
Also kämpfen wir weiter, um zumindest das was bereits geschaffen ist, zu erhalten ganz nach dem Motto wie es die Prinzen besungen haben "so viel Spaß für wenig Geld" bzw. gar kein Geld.
22.11.2024