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Die gläserne 3D-Fabrik

21.01.2025

Bei herrlichem Winterwetter, blauem Himmel, unter null Grad und einer freien Autobahn lässt es sich ganz gut fahren. Ab Parkplatz Pörstental ging es dann in einen dichten Nebel, der mich bis hinein nach Leipzig begleitete. Wie jedes Mal stockte der Verkehr kurz nach der Abfahrt von der Autobahn, und der Stadtverkehr in unseren Großstädten ist auch nicht beglückend. Die größte Sorge ist meistens, nicht geblitzt zu werden, die richtige Straße zu finden und dann als i-Tüpfelchen auch noch einen Parkplatz in Gehweite.
Die Mittelstandsvereinigung BVMW hatte mich eingeladen, die gläserne 3D-Fabrik in Leipzig von Rapidobject zu besichtigen. Die Beschreibung führte mich zu einem großen über hundert Jahre alten Industriekomplex, der einst als Maschinenbaufabrik von Christian Rudolph Sack errichtet wurde. Mein erster Blick fiel auf das beeindruckende Flugzeug auf dem Dach.

Flugzeug IL-18
Den richtigen Eingang zu finden, war ein wenig Detektivarbeit, aber dann stand es auch in großen Lettern dran.

gläserne 3D-Fabrik Leipzig
Ich war gespannt, was mich da erwartete. Von 3D-Druck hatte ich schon gehört, teils auch Angebote für solche Geräte für den Privatgebrauch gesehen, da ich mich aber mit CAD nicht auskenne, hatte ich es noch nie aus der Nähe gesehen.

gedruckte Taschen
Schon am Eingang begrüßten mich viele Kunstobjekte aus dem 3D-Drucker.

Charlene in der 3D-Fabrik
Aus der Nähe betrachtet waren es durchaus filigrane Gegenstände, es gibt aber auch ganze Häuser, die im 3D-Druckverfahren hergestellt werden, und nun war ich gespannt, wie sie hergestellt werden.

Filigrane Maschine aus dem Drucker
Es waren etwa 50 Teilnehmer zum Empfang gekommen, und um alles besser in Ruhe besichtigen zu können, wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt.

Begrüßung Edda Schmidt
In der Produktion durfte man leider nicht fotografieren, aber es wäre auch schwierig gewesen, aussagekräftige Bilder zu machen.

Königin der Texte Charlene Wolff
Dieses alte Fabrikgebäude war aufwändig in eine moderne Fabrik umgewandelt worden. Die langen, schlauchartigen Räume waren aufgeteilt worden, und ein Gang führte an einer Wand aus Glasfenstern an den Maschinenparks entlang. Auf Monitoren wurde die Technik erklärt, und die ist durchaus vielfältig.
Um ein Objekt aus Metall zu drucken, gibt es Maschinen, die eine feine Pulverschicht aus z. B. Aluminium gleichmäßig auf einer Plattform verteilen. Ein computergesteuerter Laser schmilzt die Partikel an den Stellen, die später eine feste Struktur werden sollen. Dann folgt die nächste Schicht aus Pulver und der nächste Schritt im Laserverfahren. So wird Schicht auf Schicht das Werkstück aufgebaut. Das nicht geschmolzene Pulver kann wieder entfernt und teils wiederverwendet werden. So ein Prozess dauert etwa 24 Stunden.
Anschließend hat man einen oder auch tausende Rohlinge aus der Maschine (je nach Größe der zu produzierenden Teile), die gereinigt und deren Oberfläche noch in verschiedenen Verfahren geglättet werden kann. Dazu gibt es Maschinen, die mit Druckluft, Poliermitteln oder Chemie arbeiten.
Was mit Metall geht, funktioniert auch mit anderen Materialen, zumeist Kunststoffen wie Nylon. Je nachdem was produziert werden soll, wie elastisch oder starr und stabil ein „Ding“ werden soll, wählt man das eine oder andere Verfahren und Material aus.
Besonders spannend sind Bauteile, die in einem Durchgang aus verschiedenen in einander verschachtelten Teilen erzeugt werden, die sich nicht zerlegen lassen und außerdem noch aus harten und federnden Strukturen gleichzeitig bestehen können.
Das fertige Teil muss von der Plattform abgetrennt werden. Das geschieht in Handarbeit. Bei manchen Verfahren entstehen Halterungen für die Produktion, die anschließend beseitigt werden.
Was sind nun die Vorteile gegenüber einer konventionellen Herstellung?
Was im 3D-Druck hergestellt wird, erspart eine große Lagerhaltung. Es kann innerhalb von 24 Stunden produziert werden. In der konventionellen Fertigung werden Formen benötigt, die aufwändig hergestellt werden, also auch hohe Grundkosten erzeugen, was beim 3D-Druck entfällt. Dort geschieht alles im Computer. Aber man kann im 3D-Druck auch Formen für die konventionelle Produktion herstellen.
Der 3D-Druck ist hochgradig automatisiert. Man benötigt keine Nachtschichten für die Mitarbeiter. Aufwändig sind die Maschinen, das Material und der Energiebedarf, wozu auch die ausgefeilte Luftreinigung gehört. Hinter den Glastüren der Fabrik ist es deutlich zu hören, und doch ist es nicht so laut, wie in herkömmlichen Maschinenfabriken.
Ein anderes Druckverfahren, das auch im Privatbereich einsetzbar ist, arbeitet im Prinzip wie eine Heißklebepistole. Auf Spulen werden Kunststoff-Filamente in verschiedenen Farben und Materialien einem Druckkopf zugeführt, der sie in winzigen Mengen schmilzt und so das Bauteil Schicht um Schicht aufbaut. Das Ergebnis kann sich sehenlassen. Besonders beeindruckt waren die Besucher von einer metallisch farbig schimmernden Schnecke aus lauter beweglichen Gliedern, die sich nicht von einander trennen lassen. Ich finde es toll, dass es Leute gibt, die so etwas am Computer designen können. Ich würde es mir nicht zutrauen.

Büro
Die Fabrik bietet sowas auch als Dienstleistung an. In den Büros sahen wir viele weitere unterschiedliche Objekte aus dem 3D-Druck. Es scheint heute modern zu sein, unter dem Schreibtisch ein Laufband zu haben, auf dem man während der Arbeit mit den Beinen läuft. Ob ich mich dabei konzentrieren könnte?

Würdigung BVMW

Nach der Besichtigung bot man uns kompetente Vorträge über die E-Rechnung, die seit Anfang 2025 zur Vorschrift für Firmen geworden ist. Rechnungen zwischen Firmen müssen nun in einer von zwei elektronischen Formen geliefert werden (Business to Business), und ich wollte mehr darüber erfahren.
Es handelt sich um eine EU-Norm, die man in Deutschland eingeführt hat. Entweder kommt die Rechnung in der Form ZUGFeRD. Dann wie man es kennt als PDF-Datei, an der die Informationen nochmal als eingebettete XML-Datei eingefügt sind. Oder sie kommt als XRechnung, dann ist es nur die XML-Datei ohne menschlich lesbare PDF-Datei.
Die Verarbeitung geschieht mit Hilfe entsprechend angepasster Buchhaltungssoftware. Für kleine Firmen bieten auch einige Webseiten die Möglichkeit, solche Rechnungen kostenlos auszulesen.
Vieles in diesem Zusammenhang wie die Verarbeitung beim Finanzamt ist noch Zukunftsmusik. Der Vorteil für die Unternehmen dürfte eher gering sein; vermutlich geht es eher um Vorteile für den Staat, der den gläsernen Bürger wünscht.
Ein weiterer Vortrag stellte eine ziemlich flexible und umfangreiche belgische Software für kleinere Unternehmen bis 50 Mitarbeiter vor, die die Schnittstelle zwischen Kunden und Buchhaltung abbilden kann.

Vorträge
Der letzte Redner ging auf die IT-Sicherheit ein, die gerade bei kleineren Unternehmen und Privatleuten meistens stiefmütterlich behandelt wird. Gerade in der heutigen Zeit, wo man ständig von Hackerangriffen hört, ist es mir unverständlich, wie man sich immer mehr auf vernetzte Digitalisierung einlassen kann, ohne eine echte Sicherheit garantieren zu können. Gutes Beispiel ist die E-Akte im Gesundheitswesen, die nach aktuellen Meldungen leicht zu knacken ist. Wenn dann alle persönlichen Gesundheitsdaten im Netz verfügbar sind, ist die Katastrophe vorprogrammiert.
Mit einem Snack und der Möglichkeit, Kontakte zu gewinnen endete die sehr interessante Veranstaltung.

 

 

 

 

 

23.01.2025