Hoheitenfotografen
06.01.2020
Einige haben es sich zum Hobby gemacht, Ehrenhoheiten und Symbolfiguren zu fotografieren. Während meiner Amtszeit seit 2013 habe ich einige von ihnen kennengelernt. Allen gemeinsam war das starke persönliche Engagement. Sie fuhren auf eigene Kosten oft weite Strecken, um dann auf Einladung hin Fotos zu schießen, die sie den Fotografierten frei zur Verfügung stellen. Warum ich in der Vergangenheitsform schreibe, wird weiter unten klar, wenn ich die 4 vorstelle, die ich sehr oft getroffen und ein wenig näher kennengelernt habe.
Andreas kommt aus Altkirchen, ist Blechblasinstrumentenbauer und setzt auf Perfektion. Er hat sich eine Technik angeeignet, fantastische Gruppenfotos gegen die Sonne zu schießen. Dabei stehen die Personen mit dem Rücken zum Licht, werden nicht geblendet und kneifen daher ihre Augen nicht unwillkürlich zu. Seine Fotos benötigen etwas mehr Zeit und Mitwirkung, weil er alle an optimale Positionen dirigiert statt einfach drauflos zu knipsen.
Die Ergebnisse geben ihm Recht, obwohl so mancher daran zweifelt, dass das geht. Andreas hat die nötige Ausrüstung und Erfahrung. Auch wertet er alle Aufnahmen aus und gibt nur die besten weiter. Für die Hoheiten zahlt sich das aus; für ihn leider nicht, denn die Fotografierten sind oft ungeduldig und bei den meisten wartet er auf ein „Dankeschön“ vergeblich.
Da Andreas in Bezug auf Internet ein wenig altmodisch ist, weder Messenger noch Email benutzt, also nur per Handy oder per Brief erreichbar ist, kriegt er immer seltener Einladungen, sondern wird vergessen und ist deshalb viel seltener unterwegs als früher.
Dethlef war Mitbegründer der ARGE Deutsche Königinnen. Sein Hobby war das Sammeln von Hoheitenfotos, von denen er Regale mit Alben über die Jahre zusammentrug. Die schönsten Fotos ließ er großformatig abziehen und schickte sie den Hoheiten zu. Das alles tat er aus freien Stücken und auf seine Kosten. Beigefügt war ein Schreiben, in dem er darauf aufmerksam machte und äußerte, dass er sich freuen würde, wenn der/die Beschenkte ihm für das Material eine kleine Spende in eigenem Ermessen überweisen würde. Ich tat es, und er freute sich darüber sehr.
Irgendwann bekam ich die Nachricht, dass er verstorben ist. Da er über extrem viele Veranstaltungen informiert und anwesend war und auch die „offiziellen Fotos“ des Vereins schoss, ist er wahrscheinlich der am weitesten bekannte Hoheitenfotograf gewesen.
Jürgen stammte aus Calbe/Saale. Kennengelernt habe ich ihn durch die Bollenfeste in Calbe. Ohne sein Video im Internet wäre ich nie auf den Ort und das alljährliche Bollenfest aufmerksam geworden. Außer Fotos machte er auch schöne Videos, von denen ich das eine oder andere besitze.
Da es ihm gesundheitlich nicht gut ging, zog er sich zurück, und ich haben nichts mehr von ihm gehört.
Lothar aus Lobeda bei Jena war ähnlich aktiv wie Andreas Lawrenz. Da er einfach abdrückte und nicht viel Aufhebens um die Aufstellung der Hoheiten machte, war er bei diesen ausgesprochen beliebt. Mit der Ausbeute von Andreas konnte er sich nicht messen, dafür aber mit der teureren Kamerausstattung und größeren Anzahl Fotos.
Viel weiß ich eigentlich nicht über ihn. Auch er bekam selten Dankbarkeit zu spüren. Da war ich auch wieder die Ausnahme.
Lothar freute sich Mitte 2019 auf den „Ruhestand“, wenn er mehr Zeit für Hoheitentreffen, Fotos usw. hätte. Wann er bei Jenoptik ausscheiden würde, wollte er nicht verraten.
Im November 2019 sagte er ein Wochenende (Netzschkau, Bad Bibra) „wegen einer Nierensache“ ab.
Die Todesanzeige schockierte die Hoheitenfamilie Ende 2019. Er war am 22.12.2019 gestorben, und obwohl ich ihn immer wieder getroffen hatte, kam er alleine und erzählte nie etwas über sich. Auch soll er auf Anrufe nicht reagiert haben und blieb unnahbar, ein Mysterium.
21.01.2020